Moderne Trafostation ersetzt historischen Trafoturm

Stadtwerke ließen Trafostation Pfälzer Straße in Präzisionsarbeit über den Häusern einschweben

Für Maximilian Eppel war es die bisher vierte Trafostation, die ersetzt werden musste bzw. neu gestellt wurde, seit er vor mehr als zwei Jahren in der Abteilung Netzbetrieb seine Karriere bei den Stadtwerken Bruchsal begonnen hat. Für seinen Abteilungskollegen Jens Geßler gehört das Stellen und der Ausbau von mindestens zwei Trafostationen pro Jahr mittlerweile zur Routine. In der Pfälzer Straße in Bruchsal-Heidelsheim sind am 30. Juni tonnenschwere Fahrzeuge, u.a. ein Spezialkran für tonnenschwere Lasten und zwei Begleit-Lkw mit Ballastgewichten sowie der Tieflader zum Transport der Trafostation, im frühmorgendlichen Einsatz. Ruthilde Metzger, unmittelbare Anwohnerin, filmt das seltene Ereignis mit ihrem Smartphone. Ein weiterer Heidelsheimer macht Fotos: „Was für andere die Formel Eins ist, sind für mich Mobilkräne“, rechtfertigt er sein Interesse. Er ist begeisterter Sammler von Mobilkran-Modellen und freut sich über den heutigen Einsatz im Maßstab 1:1.

Zunächst hievt der Kranführer die notwendigen Ausgleichsgewichte auf sein Fahrzeug, was für dessen Standfestigkeit unerlässlich ist. Dann nimmt er die 24 Tonnen schwere Trafostation an den Haken. Die Aufgabe des Kranführers gestaltet sich äußerst knifflig: Erst balanciert er die Ausgleichsgewichte von der Pfälzer Straße aus über die Dächer, dann hebt er die Trafostation zwischen den Wohngebäuden mit den Hausnummern 13 und 15 punktgenau ein. In Summe erfordert es nur 15 Minuten „Maßarbeit mit schwerster Last“, so das Unternehmensmotto, bis die Trafostation an der vorgesehenen Stelle steht. Kurz davor manövrieren die Netzbetriebsmitarbeiter die noch am Haken „schwebende“ Trafostation aus Stahlbeton mit scheinbarer Leichtigkeit in die finale Position und kontrollieren mit der Wasserwaage ihre korrekte Ausrichtung. Allerdings sind jeweils (!) eineinhalb bis zwei Stunden Auf- und Abbau erforderlich. Die neue Station ersetzt eine in die Jahre gekommene Turmstation. Sie wird anschließend noch von Zweierteams des Netzbetriebs verkabelt und ins 20kV-Netz integriert. Die Trafostation wird neu eingeschleift, so kann das (n – 1) -Prinzip eingehalten werden. Das bedeutet, im Falle eines Fehlers einer Komponente kann durch Umschaltungen die Stromversorgung schnell wiederhergestellt werden.

Die vergleichsweiße „kleine“ Maßnahme ist seit Wochen in die Arbeitsvorbereitung eingetaktet. Ruthilde Metzger, deren Mann Gerhard das Spektakel nicht – wie ursprünglich geplant – mitverfolgen konnte, sieht den Austausch der Turmstation, ergo des Trafoturms, gegen eine moderne Trafostation eher mit einem weinenden Auge: „Ich bin schon traurig, dass unser schönes Stromhäuschen kaputt gemacht wurde.“ Die nostalgischen Gefühle rühren daher, dass sie „schon immer“ hier wohnt. Eigentlich, so erzählt sie augenzwinkernd, hätte ihr Mann das turmförmige Häuschen zum Alterswohnsitz ausbauen wollen. Ihre Nachbarn hingegen sehen es mit einem lachenden Auge: „Schön, dass wir jetzt euren Nussbaum wieder sehen können!“ Frau Metzger ist mit der Kommunikation zwischen den Anwohnern und den Stadtwerken, namentlich Jens Geßler, sehr zufrieden: „Die Baumaßnahme wurde bereits Anfang Mai angekündigt. So hatten wir genügend Zeit, unser Hoftor abzubauen.“

Kategorie: Aktuelles Allgemein, Topnews
Datum: 13. Juli 2021
Autor: Thilo Wüstenhagen