Stadtbus-„max“-Geburtstagsfotos aus der Vogelperspektive

Insgesamt hat die Stadtbus-Flotte in 20 Jahren rein rechnerisch 256-mal die Erde umrundet

Der 20. Geburtstag des Bruchsaler Stadtbusses „max“ wurde – coronabedingt – im kleinen Rahmen auf dem Betriebshof der Stadtwerke Bruchsal gefeiert. Ein mit der Stadtwerke-Imagewerbung folierter Stadtbus bot die perfekte Kulisse für ein Gruppenfoto mit den Gästen und verwies gleichzeitig auf das Motto der Stadtwerke: „Energie. Lebensqualität. Mobilität.“. Zur Feier waren unter anderen geladen: die Stadtbus-Aufsichtsratsvorsitzende, Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick, ihr Vorgänger Bernd Doll, als Gastgeber Stadtwerke- und somit auch Stadtbus-Geschäftsführer Armin Baumgärtner, sein Vorgänger Peter Solberg sowie ehemalige wie auch aktuelle Aufsichtsratsmitglieder.

Cornelia Petzold-Schick nahm den 20. Geburtstag von „max“ zum willkommenen Anlass für einen Rück- wie auch einen Ausblick. Sie würdigte die Bruchsaler Agentur „artbox“ für die originelle Namensfindung und gelungene Einführung der Marke „max“. Stadtbus „max“ sei für sie ein ganz besonderer Baustein des schon damals an Bedeutung gewinnenden öffentlichen Personennahverkehrs ÖPNV, den es in das bestehende System des Karlsruher Verkehrsverbundes KVV zu integrieren galt. Die Frage, die man sich damals und heute stellen musste, war: Können und wollen wir uns einen Stadtbus für Bruchsal leisten, der geeignet ist, die Kernstadt und die Stadtteile besser zu vernetzen? Mit einigem Verhandlungsgeschick war es dem damaligen Oberbürgermeister Bernd Doll gelungen, mit dem KVV eine für beide Seiten tragfähige Lösung zu erzielen.

Das Stadtbus-Startfest im September 2000 war mit großen Erwartungen für Bruchsal verknüpft: Die Stadt Bruchsal, die Stadtbusverkehr Bruchsal GmbH als Unternehmen der Stadtwerke, der Bruchsaler Einzelhandel, die Gastronomiebetriebe – alle erhofften sich durch „max“ eine Belebung der Innenstadt. Die Beteiligten wollten zudem mit einer sukzessiven Verdichtung des Haltestellenangebots die vom Start weg gegebene Akzeptanz seitens der Bruchsaler Bevölkerung nachhaltig erhöhen. Allerdings war „max“ auch vor Rückschritten nicht gefeit: 2003 erfolgten Einschnitte in das – bis dato erfolgreiche – System, weil der Landkreis die Zuschüsse für den ÖPNV reduzierte und so die Kommunen zum Sparen zwang. Die Folge waren die Zusammenlegung der Linien 181 und 182, die Einstellung der Linie 184 und des Reservedienstes. 2005 wurden die Haltestelle „Friedhof“ zumindest in eine Richtung wieder, aber das Wohngebiet „Silberhölle“ nur noch am Rande bedient. Ab 2007 ging es wieder aufwärts: Dank dem Bau des Friedrichs-Palais pulsierte neues Leben in der Innenstadt. In diesem Kontext verlängerte „max“ seine Bedienzeiten am Samstag. 2009 nahm die Rathausgalerie Formen an, die zusammen mit dem „neuen Wohnzimmer“ rund um die Stadtkirche nachhaltig Leben in die Innenstadt brachte. Ein für die Dauer der Bauphase installierter „max“-Shuttleservice vom Bahnhof zum Wochenmarkt war schnell wieder Geschichte. Im September 2010 ließ man „max“ mit Torte, Live-Musik und Pantomime hochleben. Bereits zwei Monate später konnte die Eröffnung der neuen Rathausgalerie gefeiert werden. 2014 erfolgte eine echte Qualitätssteigerung mit der Angebotserweiterung des Stadtbusses um die Sonntagbedienzeiten von 10 bis 21 Uhr sowie auf allen Linien längere Betriebszeiten an Werktagen. Im Laufe der Jahre habe man kontinuierlich nachgesteuert. Bei allen Maßnahmen gelte es, das finanzielle Defizit in Grenzen zu halten.

Anlässlich des 20. Geburtstags wollte die Stadtbusverkehr Bruchsal der Kundschaft ein Geschenk machen und für die Dauer eines Jahres kostenlose Fahrten mit „max“ an den Samstagen anbieten, um unter anderem den Individualverkehr in der Innenstadt zu reduzieren. Die Aktion wurde letztlich wegen Corona „verschoben, aber nicht aufgehoben“, darin waren sich Petzold-Schick und Baumgärtner einig. Für das „Silberjubiläum“, also 25 Jahre „max“, sei zu überlegen, noch mehr Anreize zu schaffen und gegebenenfalls gezielt das Angebot in den Stadtteilen zu optimieren. Insgesamt gelte es, mit „max“ die Verkehrswende weiter voranzubringen, beispielsweise mit Bussen, die über einen Erdgas-, Wasserstoff- oder Elektroantrieb verfügen. Am Ende ließ der Stadtbusgeschäftsführer noch ein paar beeindruckende Zahlen spielen: Pro Jahr fahre der Stadtbus auf allen Linien rund 550.000 Wagenkilometer. Daraus ergäben sich 26.500 Fahrtstunden. Umgerechnet sei man pro Jahr mit 3 „max“-Bussen rund um die Uhr unterwegs. Bis heute habe man 21 Busse gehabt. In Summe habe die Stadtbus-Flotte rein rechnerisch 256-mal die Erde umrundet oder 14-mal die Distanz zum Mond und wieder zur Erde zurückgelegt. Derzeit ist „max“ auf 6 Linien im Einsatz. Während das Defizit normalerweise 500.000 bis 600.000 Euro betrage, habe man es 2019 auf unter 300.000 Euro reduzieren können. Bevor die Beteiligten mit Abstand und einem Gläschen Sekt auf „max“ anstießen, verliehen sie ihrer Hoffnung Ausdruck, spätestens 2022 wieder zur Normalität zurückkehren zu können.

Kategorie: Aktuelles Allgemein, Aktuelles Stadtbus
Datum: 30. September 2020
Autor: Thilo Wüstenhagen