Stadtwerke stellen neue Trafostation in Heidelberger Straße

Versorgungssicherheit durch vorhandene Kabel aus den 1970er Jahren langfristig nicht mehr zu gewährleisten

Donnerstag, 5. November. Die Heidelberger Straße ist auf Höhe des Anwesens Nr. 50 von 9:00 bis 13:00 Uhr vorübergehend vollgesperrt. Ein Sattelschlepper transportiert eine 21 Tonnen schwere Trafostation auf seinem Tieflader. Jetzt warten die Mitarbeiter der beteiligten Firmen Ziegler, Seith, Steinacker sowie der Stadtwerke Bruchsal auf den angemieteten großen Mobilkran mit Begleitfahrzeug und Begleit-Lkw samt Ballastgewichten. Der Spezialkran für tonnenschwere Lasten hätte plangemäß um 9:00 Uhr aus Heilbronn eintreffen sollen, lässt aber auf sich warten, da er noch auf der Autobahn bei Sinsheim im Stau steht. Das Einheben der tonnenschweren Trafostation kann schließlich ab 11 Uhr beginnen.

Nachdem der Fahrer seinen Tieflader im Rückwärtsgang präzise neben dem Kran positioniert hat, kann es losgehen. Zunächst werden die seitlichen Stützen des Krans ausgefahren, der Kran damit angehoben und zwecks Standsicherheit mit zusätzlichen Gewichten beschwert. Routiniert hebt der Kranführer nach weiteren Vorbereitungen die Trafostation an, die er mit Hilfe von vier robusten Ketten an den Haken genommen hat, macht einen Zeitlupenschwenk um etwa 90 Grad und setzt sie in die passgenau ausgehobene Grube im Erdreich. Da die Trafostation auf der vorbereiteten Schottergründung nicht ganz im Lot steht, lässt der verantwortliche Stadtwerke-Projektleiter, Jens Geßler, das tonnenschwere Gehäuse vom Kranführer noch ein-, zweimal anheben, sodass helfende Hände der Tiefbaufirma mit einigen Schaufeln Split den minimalen Höhenunterschied noch nivellieren können. Erst nach einer weiteren Kontrolle mit dem Zollstock und der Wasserwaage zeigt sich Geßler zufrieden: Daumen hoch. Der gesamte Vorgang nimmt in etwa eine knappe Stunde höchster Aufmerksamkeit in Anspruch. Geschafft! Geßlers Gemütszustand: erleichtert.

Die zusätzliche Trafostation in der Heidelberger Straße, die fünfte – nach den Standorten Hardfeldplatz, Bleichweg in Bruchsal, Am Tabaklager in Untergrombach und Im Grün in Büchenau –, die dieses Jahr von den Stadtwerken zwecks Erweiterung und Ertüchtigung ihres Stromversorgungsnetzes gestellt wurde, wird jetzt noch nach circa drei Wochen Tiefbau für die Kabelverlegung von Zweierteams der Abteilung Netzbetrieb verkabelt und ins 20kV-Netz integriert. Witterungsbedingt könnte es auch etwas länger dauern, so Projektleiter Geßler. Die weitere Trafostation ist aus Gründen der Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit notwendig geworden. Die Kabel, die aus den 1970er Jahren stammen, werden aufgegeben. Die Trafostation wird neu eingeschleift, so kann das (n – 1) -Prinzip eingehalten werden. Das bedeutet, im Falle eines Fehlers einer Komponente kann durch Umschaltungen die Stromversorgung schnell wiederhergestellt werden.

Die vergleichsweiße „kleine“ Maßnahme ist seit Wochen in die Arbeitsvorbereitung eingetaktet. Die Trafostation, die eine Lieferzeit von rund 14 Wochen hat, ist bereits zu Jahresbeginn geplant und nach der üblichen Massen- und Preisermittlung sowie der darauffolgenden Ausschreibung im Frühjahr bestellt worden. – Die Stadt Bruchsal wird über 20kV-Ringe mit Strom versorgt. Das bedeutet, die Versorgungskabel beginnen und enden im Umspannwerk und dazwischen befinden sich die Trafostationen. Überall dort, wo elektrische Leistung benötigt wird, wird der Strom auf 400V bzw. 230V transformiert. Je länger eine Leitung ist, desto weniger kann man sie belasten. Daher gilt es, die Trafostationen so zu setzen, dass die Spannung nicht einbricht. Hierfür stehen Jens Geßler und seinen Kollegen Netzberechnungsprogramme zur Verfügung, mit denen sich die erforderlichen Bedingungen errechnen lassen. Viel schwieriger ist es, im Stadtgebiet einen geeigneten Standort zu finden.

Geßler könnte gut und gerne auf den sinnlosen Vandalismus nachtaktiver Sprayer verzichten, die nach nicht einmal drei Monaten die Aluminiumtüren der Trafostation Bleichstraße verunstaltet haben, um „ihr“ Revier zu markieren. Er könnte sich vorstellen, dass die Stadtwerke die Gestaltung neuer Trafostationen durch junge Profi-Sprayer in Auftrag geben und sie mit technischen Graffiti versehen lassen, die beispielsweise das Innenleben der Station abbilden. Vor echter Graffiti-Kunst haben die Freizeitsprayer erfahrungsgemäß Respekt.

Kategorie: Aktuelles Allgemein
Datum: 10. November 2020
Autor: Thilo Wüstenhagen