VKU-Hauptgeschäftsführer fordert „mehr Grün und Blau im Grau der Städte“

Stadtwerke und Kommunen stellen sich neuen Herausforderungen durch Erweiterung ihrer Geschäftsfelder

Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Ingbert Liebing, war am 24. September zu Gast bei den Stadtwerken Bruchsal. Dort tauschte er sich mit der Vorsitzenden des Stadtwerke-Aufsichtsrats, Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick, und Stadtwerke Geschäftsführer Armin Baumgärtner über die aktuellen Herausforderungen in der Energiebranche aus. Im Kontext der kürzlich eingeweihten Heizzentrale für die Versorgung der Bruchsaler Südstadt mit Fernwärme waren vor allem die rechtlichen Rahmenbedingen bei der Fernwärme ein Thema. Um deren Ausbau vorantreiben zu können, brauchen die Stadtwerke Rechtssicherheit.

Darüber hinaus diskutierten die Gesprächspartner die Bedeutung der dezentralen Energieversorgung in Deutschland. VKU-Hauptgeschäftsführer Liebing brachte es auf den Punkt: „Energiewende heißt Dezentralität, was auch die Bedeutung der Stadtwerke hervorhebt.“ Petzold-Schick unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Fernwärme für die Wärmewende als nicht zu vernachlässigenden Teil der Energiewende. Vor dem Hintergrund einer bis zu 30%-igen Strombedarfssteigerung bis 2030 aufgrund der Elektromobilität, aber auch des Einsatzes von Wärmepumpen und der benötigten Leistung von Rechenzentren für die Digitalisierung, hob Liebing auch die Wind- und Sonnenenergie als Lastträger zum Gelingen der Energiewende hervor. Der VKU-Hauptgeschäftsführer war sich mit seinen Diskussionspartnern darüber einig, dass „bisher im Kontext der Energiewende zwar viel über Strom, aber zu wenig über Wärme“ gesprochen wurde. Er plädierte für „einen Mix, der den örtlichen Gegebenheiten entspricht.“ Laut Liebing müssen die Energiepreise, insbesondere Erneuerbarer Strom, günstiger werden. Dazu bedürfe es einer „Reform der Steuern, Abgaben und Umlagen“. Die CO2-Bepreisung beim Erdgas, durch die im Umkehrschluss die EEG-Umlage beim Strom sinkt, biete auch die Möglichkeit für einen gewissen sozialen Ausgleich, da insbesondere Haushalte mit geringen Einkommen einen verhältnismäßig großen Anteil ihres Einkommens für Strom ausgeben.

Des Weiteren stand die Personalfindung auf der Agenda. Trotz offensichtlicher Vorteile wie der Bezahlung nach dem Tarifvertrag TV-V, des relativ krisensicheren Arbeitgebers et cetera fällt es Stadtwerken in Deutschland zunehmend schwer, geeignetes Personal zu akquirieren. Hier war man sich einig, dass „junge Leute mehr denn je nach sinnstiftenden Tätigkeiten suchen“. Dass dies mit den Ausbildungsberufen der Stadtwerke – vom Anlagenmechaniker* über den Elektroniker* für Energie- und Gebäudetechnik, den Industriekaufmann* oder den IT-Kaufmann* bis zum Fachangestellten* für Bäderbetriebe (*jeweils: m/w/d) – der Fall ist, steht für Stadtwerke-Chef Armin Baumgärtner außer Frage. Er sieht bei „Stadt und Stadtwerken die anspruchsvolle tagtägliche Herausforderung, den Bürgern nachhaltig ‚Energie. Lebensqualität. Mobilität.‘ bieten zu können“.

Was die die Herausforderungen durch den Klimawandel betrifft, sind sich die Gesprächsteilnehmer darin einig, dass man ihnen verantwortungsvoll begegnen muss. Auch gelte es, auf die spürbaren Auswirkungen entschieden und zeitnah zu reagieren. Zu den wichtigen Strategien für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt gehört die sogenannte Schwammstadt. Gemeint ist die Schaffung von Versickerungs- und Rückhalteflächen – wie zum Beispiel Gründächer und -Fassaden, neue Grün- sowie multifunktionale Flächen. Sie dienen der Regenrückhaltung, entlasten die Kanalisation und stabilisieren langfristig die Wasserhaushalte in den Städten. Liebings Forderung: „mehr Grün und Blau im Grau“ zur Schaffung besserer Rahmenbedingungen für die Anpassung an den Klimawandel.

Im Anschluss an den trilateralen Austausch fand eine geführte Besichtigung der vor Kurzem eingeweihten neuen Heizzentrale auf dem Gelände des Gewerblichen Bildungszentrums (GBZ) in der Bruchsaler Südstadt, wo die Stadtwerke im Rahmen ihres Fernwärmeprojekts innovativste Heiztechnik verbaut haben, um Wärme aus 90% Erneuerbaren Energien zu erzeugen.

Kategorie: Aktuelles Allgemein, Topnews
Datum: 29. September 2021
Autor: Thilo Wüstenhagen