Abstand wahren zur Deeskalation von Konfliktsituationen

Bruchsaler Budoclub trainierte das Bäderpersonal, körperliche Auseinandersetzungen möglichst zu vermeiden

Im Sommer 2023 war es im Bruchsaler SaSch!-Freibad zu unschönen Handgreiflichkeiten zwischen der Beckenaufsicht und einem Badegast gekommen. Das Ereignis, das die Stadtwerke zum Anlass nehmen wollten, eine öffentliche Diskussion über „den gesellschaftlichen Klimawandel“ und „mangelnden Respekt“ anzustoßen, was sich beides im SaSch!-Freibad manifestiert hatte, wurde von einigen Medien auf den Aspekt der bloßen Gewalt reduziert. Stadtwerke-Chef Eberhard Oehler und die Bäderleitung waren nach dem Zwischenfall mit dem 1. Bruchsaler Budoclub e.V., einem Nachbarn in der Schwetzinger Straße, ins Gespräch gekommen.

Werner Dietrich, 1. Vorstand des Clubs, der dort u.a. Selbstverteidigungskurse leitet, realisierte zeitnah eine Schulung für das Stadtwerke-Bäderpersonal. Diese fand in zwei Einheiten, am 11. und 18. September, zusammen mit Simone Vollweiler, Geschäftsführerin des Budoclubs und Gewaltschutztrainerin, statt. Die Teilnehmenden lernten, wie sie sich aus einer Situation, in der sie festgehalten werden, wieder lösen können. Und, für den Fall, dass es zu Handgreiflichkeiten kommt, wie sie sich decken und gegen Schläge schützen können, um Verletzungen zu minimieren. Ziel war es, die Teilnehmenden im Umgang mit und für derlei Situationen zu sensibilisieren, sie selbstsicherer zu machen, ihnen durch das wiederholte Üben Handlungsmuster mitzugeben. Dietrich, der sich seit 52 Jahren in der Kampfkunst des Karate übt und 30 Jahre im Polizeidienst tätig war, erklärte den Sinn des Angebots so: „Es geht um Situationsplanung und Situationssteuerung sowie um Verletzungsminimierung – bei sich selbst, wie auch beim Gegenüber“. Hier ist folglich ein situatives Gespür gefragt.

Dank seiner langjährigen Erfahrung weiß Dietrich: „Die Situation entscheidet sich in der Berührung!“ Daraus leitet er einen Aspekt ab, der dem Budoclub besonders am Herzen liegt: „Unser Credo heißt: Abstand! Ziel ist es, den Konflikt möglichst nicht handgreiflich oder körperlich zu lösen.“ Darüber hinaus gelte es, mit Umsicht und Bedacht zu (re-) agieren, Emotionen möglichst außen vor zu lassen. Eng werde es vor allem dann, wenn es zu Berührungen komme. So weit sollte man es aber gar nicht erst kommen lassen: „Wir machen daher Übungen zum Abstand, den man halten, aber auch explizit beim Gegenüber einfordern soll. Außerdem gilt es, dem Blick standzuhalten wie auch den Blickkontakt zu halten, denn gewaltbereite Personen legen es darauf an, dass man hier Schwäche zeigt.“ Lege der Badegast fortgesetztes aggressives Verhalten an den Tag, solle ihn das Bäderpersonal unmissverständlich zum Verlassen des Bades auffordern. Herkunft und Aussehen des Badegastes seien nicht von Bedeutung, solange sein Verhalten korrekt ist. Beim Anschlusstermin standen der Umgang mit Personengruppen, entschlossenes Pfeifen, die richtige Ansprache, die erforderliche Körpersprache und ein sicheres Auftreten im Mittelpunkt.

Fazit: Der nötige Abstand und eine unmissverständliche Kommunikation in einem der Situation angemessenen Ton sind die besten Voraussetzungen, Konflikte zu deeskalieren und so körperliche Auseinandersetzungen gar nicht erst entstehen zu lassen.

Infos zum 1. Bruchsaler Budoclub e.V. auf www.bruchsalerbudoclub.de

Kategorie: Aktuelles Allgemein, Aktuelles Bäder
Datum: 19. September 2023
Autor: Thilo Wüstenhagen