Info-Veranstaltung der Stadtwerke zum Umgang mit Bodenaushub

Flüssigbodenverfahren bietet über 200 Anwendungsmöglichkeiten, um jede Art von Boden wiederzuverwenden

Der Alltag der Energie- und Wasserversorgung Bruchsal GmbH (ewb), ein Unternehmen der Stadtwerke Bruchsal GmbH (SWB), ist geprägt von Baustellen. Ob Stromkabel, Wasser- oder Fernwärmerohre, Leitungen zum Ausbau oder zur Instandhaltung und Instandsetzung der unterschiedlichen Netze werden in der Regel im Boden verlegt. Bevor dies geschieht, ist die Abteilung Planung gefordert. Deren Abteilungsleiter, Stefan Manke, und sein Team hatten entsprechend am 11. April von 13 bis 17:30 Uhr ein fachkundiges Publikum zu einem Seminar mit interessanten wie kurzweiligen Fachvorträgen ins Stadtwerke-Verwaltungsgebäude eingeladen. Vertreter/-innen von Ingenieurbüros, Tiefbaufirmen und Stadtwerken hatten teilweise weite Wege auf sich genommen, um sich im Rahmen der Veranstaltung über das „Bauen mit Flüssigboden“ und die „Ersatzbaustoffverordnung“ zu informieren.

Als Referenten hatten die ewb-Planer/-innen Dipl.-Ing. (TU) Olaf Stolzenburg, Geschäftsführer des Leipziger Forschungsinstituts für Flüssigboden GmbH (FiFB) und des Ingenieurbüros LOGIC, sowie Dipl.-Ing. Achim Böhne, Prüfingenieur des Güteschutz Kanalbau e.V., gewinnen können. Nach der Begrüßung durch Gastgeber Stefan Manke, auch im Namen des neuen Stadtwerke-Geschäftsführers Sebastian Haag, referierte Olaf Stolzenburg über ein Thema, das ihn seit 27 Jahren begleitet: das von ihm erforschte und entwickelte Flüssigbodenverfahren. Ist dieses an sich schon faszinierend, ist es für das Zielpublikum spätestens seit der zum 1. August 2023 in Kraft getretenen Ersatzbaustoffverordnung („Verordnung über Anforderungen an den Einbau von mineralischen Ersatzbaustoffen in technische Bauwerke“) im Hinblick auf den Umgang mit Bodenaushub von elementarem Interesse.

Stolzenburg nimmt die Vorteile des Flüssigbodenverfahrens gleich vorweg: Es bietet über 200 Anwendungsmöglichkeiten, und erlaubt es, im Prinzip jede Art von Boden vor Ort wiederzuverwenden. Das in Deutschland entwickelte RSS©-Flüssigbodenverfahren bietet zeitweise Fließfähigkeit, selbstverdichtende Eigenschaften, bodenähnliche Verhältnisse, eine gezielte Anpassung, neue Technologien, ist plan- und steuerbar sowie qualitätsgesichert. Der Flüssigboden-Compound wird auf reiner Tonbasis hergestellt, als Beschleuniger dienen i.d.R. hydraulische Bindemittel, als Zugabewasser wird meist Trinkwasser verwendet. Das Geheimnis: 95% Boden, 5% Additive und Verfahrenstechnik. Das wiederum spart Energie, Zeit und Geld ein, weil eine Entsorgung auf der Deponie nicht mehr notwendig ist. – Vereinfacht ausgedrückt, kann das Verfahren im Idealfall alle Bodenarten nachbauen und so auch gezielt erforderliche Bodeneigenschaften generieren.

Olaf Stolzenburg empfiehlt, möglichst viel Zeit in die Planung und in das Gutachten zur Baugrunduntersuchung zu investieren. Das sei essenziell. Entgegen einer weit verbreiteten Mentalität ist sein Credo: „Geiz ist dumm!“ Nur durch eine gute Baugrunderkundung und Planung, die Vorbereitungsphase der Baustellen also, könnten relevante Kosten eingespart werden. Denn bei einem ungenügenden Baugrundgutachten und daraus erwachsenden Nachträgen kommt es den Bauherrn meist viel teurer als bei einem zwar teureren Baugrundbericht, dafür aber ausgeschlossenen Nachträgen.

Aufgrund der aktuellen umweltrechtlichen Forderungen des Gesetzgebers im Bauwesen und der am 1. August 2023 in Kraft getretenen Ersatzbaustoffverordnung dürfen keine wiederverwendbaren Bodenaushübe deponiert werden. Damit beschäftigte sich der Vortrag von Dipl.-Ing. Achim Böhne vom Güteschutz Kanalbau e.V. in Osnabrück. Er ist seit 43 Jahren im Tiefbau tätig, hat Kanal- und Straßenbau gelernt und ist jetzt vorwiegend für den Güteschutz im Einsatz. Für den Umgang mit Bodenaushub heißt es seitens der Verordnung, die nur für den Tiefbau gilt, ganz klar: Wiedereinbau steht vor Abfuhr. Im Umgang mit dem Aushub rät Böhne Städten und Stadtwerken, ein Bodenkataster anzulegen, „baustellennahe Bereitstellungsflächen“ einzurichten und im Dialog mit der Umweltbehörde alle baustellenrelevanten Themen im Vorfeld zu klären – auch den Einsatz des Flüssigbodenverfahrens, für das sich der ausgewiesene Bodenexperte ganz nebenbei ausspricht. Am Ende gab es für die Teilnehmenden ausreichend Gelegenheit, im persönlichen Austausch mit den Referenten und anderen Teilnehmenden die Themen zu vertiefen. Die Dauer der sehr kurzweiligen Veranstaltung war dem umfänglichen Themenkomplex angemessen.

Kategorie: Aktuelles Allgemein
Datum: 18. April 2024
Autor: Thilo Wüstenhagen