Wärmeplanung und Energieleitplan im Interesse Zentralamerikas

Sechsköpfige Delegation nimmt an geführter Besichtigung des Bruchsaler Geothermiekraftwerks teil

Vergangenen Freitag, 26. Januar, war eine zentralamerikanische Delegation aus Costa Rica, El Salvador und Honduras zu Besuch in Bruchsal. Die sechs Teilnehmer/-innen sind jeweils im Energiesektor ihres Landes tätig. Nachdem sie bei der Deutschen Energie-Agentur (dena) in Berlin Interesse am Thema Geothermie bekundet hatten, empfahl man ihnen den Landkreis Karlsruhe. Dort gilt besonders das Bruchsaler Geothermiekraftwerk als Vorzeigeprojekt. Sie nahmen Kontakt zur Bruchsaler Stadtverwaltung und zu den Stadtwerken auf, wo Renate Korin, Stadtplanungsamt, und Gerlinde Grom, SWB-Stabsstelle Projektmanagement, die Organisation des Besichtigungstermins übernahmen.

Die Führung durch das Geothermiekraftwerk ließ sich Ingenieurin Laura Herrmann, Projektmanagerin bei der EnBW in Karlsruhe, die u.a. mit ihrem Team momentan die Gewinnung von Lithium aus Thermalwasser erforscht, nicht nehmen. Mit dabei Sulamith Kastl, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, die Geothermieprojekte in Zentralamerika begleitet und der Gruppe als Übersetzerin ins Spanische diente. Nach der geführten Besichtigung konnten sich die Teilnehmer/-innen im Großen Sitzungssaal des Bruchsaler Rathauses bei Badischen Butterbrezeln und einer Tasse heißen Kaffees aufwärmen. Danach informierten sie sich im Rahmen von Vorträgen zu den Themen Bruchsaler Energieleitplan, kommunale Wärmeplanung und Wärmenetzausbau in der Kernstadt. Diese wurden ergänzt durch Präsentationen der salvadorianischen Stiftung „FUNDAGEO“.

Ein Fazit war die Erkenntnis, dass die Geothermie in den zentralamerikanischen Ländern bereits seit vielen Jahren genutzt wird, man im vulkanreichen El Salvador dank riesiger Flächen im Wald, wo mehrere Geothermiekraftwerke nebeneinander stehen, mit wesentlich geringerem (Bohr-) Aufwand die Erdwärme nutzen kann. Den Erlös aus der Erdwärmenutzung investiert die Stiftung „FUNDAGEO“ beispielsweise in die Bildung, ins Gesundheitswesen, in soziale Projekte oder Umweltmaßnahmen. Auch Honduras, ein Land mit einem sehr hohen Armutsindex (72%), ist dabei, die Geothermie auszubauen und hofft, dass die Bevölkerung davon profitiert. Die Vorträge machten deutlich, dass Klimaschutz auch in anderen Ländern ein wichtiges Thema ist, so Renate Korin.

FOTO: Sussan Santos, Stadtverwaltung Nacaome, Honduras; Gerlinde Grom, Stadtwerke Bruchsal; Renate Korin, Stadtplanungsamt; Doris Adriana Alvaréz, Generaldirektorin für Regenerative Energien, Honduras; Sulamith Kastl, Mitarbeiterin BGR; Victor Sagastume, Mitarbeiter der Generaldirektion für Energie, El Salvador; Ricardo Flores, Mitarbeiter der Stiftung FUNDAGEO, El Salvador; Sidey Cortés, Mitarbeiterin Institut für Ländliche Entwicklung, Costa Rica; Laura Herrmann, EnBW; Hartmut Ayrle, Stadtplanungsamt; und Marcel Plitt, Klimamanager (v.l.n.r.)

Info: Das Bruchsaler Geothermieprojekt datiert aus den 1980-er Jahren. Seit der ersten Tiefbohrung wurden in Bruchsal umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit den dort geförderten hoch mineralisierten Wässern gesammelt. Um den Thermalwasserspeicher im Untergrund von Bruchsal zu erschließen, wurden eine rund 2500 Meter tiefe Förderbohrung und eine rund 1900 Meter tiefe Injektions- bzw. Schluckbohrung niedergebracht. In der Förderbohrung befindet sich in einer Tiefe von ca. 400 Metern eine Thermalwasserpumpe, die das 125°C heiße Thermalwasser zu Tage fördert. Im Dauerbetrieb wird eine Fördermenge von rund 30 Litern pro Sekunde erreicht. Über eine Rohrleitung gelangt das Thermalwasser zum Kraftwerk und dient dort als Wärmequelle für den thermischen Kraftwerksprozess. Dabei gibt es einen großen Teil seiner Wärme über einen Wärmetauscher ab. Mit einer Temperatur von etwa 60°C fließt es durch eine unterirdische Fernleitung zur 1,4 Kilometer entfernten Schluckbohrung, über die es wieder in die Erde zurückgeleitet wird.

Historie: EnBW, ITG, KEA

Kategorie: Aktuelles Allgemein
Datum: 2. Februar 2024
Autor: Info: Gerlinde Grom; Artikel: Thilo Wüstenhagen; Foto: Selina Wickenhauser, Pressestelle der Stadt Bruchsal